Diese Platte zeigt ganz deutlich die rasche Entwicklung, die diese Band durchmachte und dieses Tempo sollten sie auch bis zum Schluß beibehalten! Der Fortschritt zum (noch vom simplen, geraden Rock'n'Roll beeinflußten) Please, Please Me ist unverkennbar und liegt zum Teil auch im wachsenden Selbstvertrauen, daß die Gruppe aus ihren Erfolgen bezog. Der Aufbau (8 Eigenkompositionen und 6 Covers) bleibt gleich, allerdings sind kaum Single-Auskopplungen auf der Platte vorhanden. Schon der Opener bringt mit Lennons "It Won't Be Long" die Beine ins Schwingen und enthält erstmals den exzessiven Gebrauch des mit "She Loves You" berühmtgewordenen Ausrufs "Yeah, Yeah, Yeah", daß bald sehr viele Nachahmer erhalten sollte! In "All I've Got To Do" liegt die Betonung auf Freundschaft und liegt eher auf der ruhigen Seite ebenso wie das vielleicht bekannteste Stück dieses Albums, Paul's "All My Loving", eine Ballade im typischen McCartney-Stil. Mit "Don't Bother Me" gibt Harrison sein offizielles Debut als Songwriter. Auch wenn sein Song noch etwas hölzern wirkt, trägt er doch zur Vielseitigkeit der Platte bei und es ist immer wieder zu bedauern, daß George nicht mehr Songs bei den Beatles unterbringen konnte/durfte (sein nächste Auftritt als Komponist ist erst auf "Help" zu finden). Es ist ein in dieser Beatles-Phase seltsam pessimistischer Song, daher entwickelt er einen gewissen Charme! Es folgt als Kontrast noch ein Lennon/McCartney-Original: "Little Child", ein fröhlicher Rocker! Daran schließen sich die ersten 3 Cover-Versionen an, die bereits deutlich machen, daß diesmal der Soul aus Amerika die "fremden" Stücke der Pilzköpfe dominiert. "Till There Was You" eine Ballade die (natürlich) von Paul in Szene gesetzt wird, mag manch einem ebenso ein Begriff sein wie der Song "Please Mr. Postman" dem die rauhen Männer-Stimmen eine neue Kraft verleihen und das heute oft noch bei passenden Fernsehreportagen verwendet wird (und auch zu meinen persönlichen Lieblings-Covers der Fab 4 zählt). Auch "Roll Over Beethoven" ist sicher nicht unbekannt, sicher auch, weil sich später das Electric Light Orchester dem Lied angenommen hat. Rock pur! Das Liebeswerben "Hold Me Tight" stammt ebenso aus der eigenen Feder wie "I Wanna Be Your Man" bei dem Ringo Starr wieder ans Mikro darf. Diese stimmliche Abwechslung tut zwar gut, der Song selber ist aber sicher der schwächste der Platte, hier läßt "Please Please Me" am stärksten Grüßen. "Till There Was You" = wiederum Ballade und = wiederum von McCartney sehr schön interpretiert worden, mir persönlich behagt aber die weitgehend übersehene Version von "Devil In Her Heart" mehr, (bei dem soweit ich mich erinnere George nochmals als Lead-Sanger auftreten darf), vielleicht, weil seine trockene, eher ironische Art nicht zu dem blind-gläubigen Mann paßt, der in diesem Lied beschrieben wird, vielleicht aber auch, weil er sicher mehr mit solchen Songs zu kämpfen hatte als sein Mitstreiter Paul. "Not A Second Time" zeigt Lennons Ansätze anno 1963, wirklich große Songs zu schreiben, nach denen sich die Kritiker die Zähne lecken (während die breite Masse sie weniger honoriert und Pauls Kommerz-Genie nachläuft). Auch wenn er es später so hindreht, als wäre ihm diese äolische Subdominante einfach zufällig "passiert", aber erstmals kann man erahnen, daß dieser Mann später auch Sachen wie "A Day In The Life" schrieb. Wie schon "Please Please Me" beschließen die Bealtes auch diese Platte in stimmgewaltiger Manier mit "Money (That's What I Want)" und hinterlassen damit einen starken Eindruck. Zu recht wurden sie mit dieser Platte endgültig die Nummer 1 in England! |