Es war 1985, Pete Townshend hatte seine lange Lebenskrise überwunden und trennte sich von altem Ballast. Der Boss und Gitarrist der Who löste seine am Ende eher lustlose Gruppe auf, schwor Drogen- und Alkoholexzessen ab und wandte sich neuen Aufgaben zu. Mit seinem ersten Soloalbum in der Zeit nach den Who verwirklichte Townshend die Idee eines neuen Konzepts, wobei White City eigentlich der Soundtrack zu dem gleichnamigen Videoprojekt über einen trostlosen englischen Vorort ist. Herausgekommen ist ein Werk der Extraklasse, das mit neuen, spielfreudigen Musikern (u.a. Dave Gilmour/Pink Floyd) aufgenommen wurde. Vorbei die Zeit des Selbstmitleids wie noch auf den letzten Who-Alben oder zuvor bei Empty Glass. Auf White City zeigt Townshend, dass noch mit ihm zu rechnen ist: Neben der treibenden, aggressiven Dynamik auf "Give Blood" und "Secondhand Love" überrascht er mit Tropen-/Fernweh-Assoziationen ("Hiding Out") und der kraftstrotzenden Rock'n'Roll-Nummer "Face The Face", bei der selbst Swing- und Jazzelemente mit verarbeitet wurden. Und auch die melodiöseren Stücke "Brilliant Blues" oder "White City Fighting" zeugen von der erfreulichen Frische eines verdammt lebendigen Denkmals. --Johannes Minnich |