Man stelle sich vor, es ist 1979 und Joe Jackson nimmt mit 25-jähriger Berufserfahrung noch einmal sein Debütalbum Look Sharp auf. Genau das ist auf Volume 4 passiert. Nach Song-Zyklen, Sinfonien, Instrumentalalben und Filmmusiken trommelte Joe Jackson seine Ende der 80er-Jahre aufgelöste Band (Gary Sanford, Gitarre, Graham Maby, Bass, und Dave Houghton, Schlagzeug) zusammen und produzierte elf Popsongs vom Feinsten. Joe Jackson, musikalisch schon immer für eine Überraschung gut, ist damit der absolute Hattrick gelungen -- hitverdächtige Songs im Radioformat, die man ihm gar nicht mehr zugetraut hatte, eine Frische, die nichts mit Nostalgie zu tun hat und trotzdem eine mehr als würdige und reife Fortsetzung von Look Sharp ohne technische Mätzchen. Schon der Opener "Take It Like A Man" ist ein Statement für sich, ebenso "Bright Grey", harter Post-Punk ironisch verpackt. Drei, die direkt ins Ohr gehen, sind der Sixties-Pop "Awkward Age", die hinreißende 70er-Glamrock-Hommage "Little Bit Stupid" und das 80er-Ska-Tänzchen "Thugz R Us". Da kommen 2-Tone-Fans mit Vorlieben für Madness oder The Specials voll auf ihre Kosten. Auf "Dirty Martini" schlägt der Übermut musikalische Purzelbäume auf einer wild gewordenen Orgel zu einem Rock-'n'-Roll-Hundegeheul à la Little Richard. Auch die wunderbaren sentimentalen Liebesballaden wie "Love At First Light" klingen lässig wie aus dem Ärmel geschüttelt. Die erste Pop-Platte von Joe Jackson seit zehn Jahren ist eine hoch dosierte Vitaminspritze aus melodischem, intelligentem Pop für Kopf und Beine. --Ingeborg Schober |