Die Roots von Alvin Youngblood Hart liegen in Mississippi bei seinen schwarzen Großeltern. Lange Jahre hat der Mann die Musik seiner Vorfahren studiert, den totgesagten alten Country Blues, der heutzutage weltweit fast nur noch als Vorlage für langweilige Gitarrenpicker existiert. Aber Hart hat sich aus alten Kamellen und dem Pop, mit dem die Rastalocke aufwuchs, sein eigenes Territorium gezimmert und sein zweites Album spricht Bände über einen jungen Mann, der nicht verbissen an Traditionen klebt, sondern munter seine eigene Programmatik ausposaunt: Er liefert Western Swing mit Pedal Steel, kokettiert mit einer 12-saitigen Gitarre, die er beim Hören von Folk-Lexikon Leadbelly aufgeschnappt hat und mit den Tricks der Texmexdame Lydia Mendoza bündelte, jammt zu schrägen Ska-Beats und trimmt auch einen Captain Beefheart ganz unverfroren ins eigene Repertoire. Dazwischen textet er fürs Millennium und klingt ausgerechnet dabei so wie die Alten. Wie die ganz Alten. Und die treten auch in den Neuschöpfungen des Musikers noch zu Tage. Harts "Countrycide" etwa, eingespielt mit allen möglichen Effekten und Elektrosounds, ist ganz moody, ganz in der weltentrückten Atmosphäre des Sounds von Skip James. Auch wenn er da ein Zitat der Beatles eingeflochten hat. Also ist der Blues doch noch nicht ganz tot. --Uli Lemke |