Keine akustischen Gitarren (Originalton von Sänger und Songschreiber Justin Durrie: "weil wir wiklich sauer sind, daß man uns immer wieder dieses Folk-Rock-Etikett anghängt!") und kein Song länger als drei Minuten - das waren die Regeln, unter denen Del Amitri ihr neues Album eingespielt haben. Und an die haben sie sich gottseidank nicht gehalten. Denn Rockballaden, in denen akustische Gitarren den Rhythmus tragen, waren seit jeher eine der großen Stärken des schottischen Quartetts, und "No Family Man" sowie das superbe Finale "Make It Always Be Too Late" machen da keine Ausnahme. Und auch bei dem mitreißend melodischen Country-Rocker "Life Is Full" stört die akustische Rhythmusgitarre trotz des hohen Tempos keineswegs. Apropos Melodien: An denen mangelt es den schnörkellosen Rocksongs, die das Gros der Platte ausmanchen, wahrlich nicht. Nicht "Medicine" oder dem in bester Byrds-Tradition rockenden "Not Where It's At", auch nicht dem gelungenen T.-Rex-Verschnitt "High Times" oder dem mit seinem einleitenden E-Gitarren-Riff an Lynyrd Skynyrd gemahnenden "Funny Way To Sing". Ganz zu schweigen von "Mother Nature's Writing", bei deren Harmoniegesangsätzen die Beatles Pate gestanden haben. Mal sehr englisch, mal sehr amerikanisch klingen diese Schotten, aber immer Klasse. Produziert hat Mark Freegard, der schon "Waking Hours" (1989) betreute.
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