Mit seinem Landsmann Jan Garbarek teilt der norwegische Bassist Arild Andersen das Interesse für die volksmusikalische Spurensuche. Sagenhaftes hat Andersen nun mit der Sängerin Kirsten Braten Berg ausgegraben, vergleichbar etwa mit dem, was Saxophonist Garbarek und die Sängerin Agnes Buen Garnas vor zwei Jahren in ihrem wundervollen "Rosensfole"-Projekt aufbereiteten (siehe stereoplay 8/89). Sie handeln von einfachen Bauernmädchen ("Gardsjenta"), Füchsen ("Reven") und Dieben ("Tjovane"), diese Lieder, die Kirsten Braten Berg intonationssicher und mit viel Ge- fühl für regionale Sangesfeinheiten anstimmt. Ethno-Archivare sind hier dennoch nicht als Zielgruppe anvisiert. Ein überragendes Ensemble mit dem Saxophonisten Bendik Hofseth - der sich mit seinem expressiven Ton als Fernschüler Garbareks empfiehlt -, dem Keyboarder Bugge Wesseltoft, dem Gitarristen Frode Alnaes und dem brasilianischen Perkussionsmagier Nana Vasconcelos gibt dem dreiteiligen Epos einen zeitgemäßen Rahmen. Folk, Jazz und Rock stehen hier versöhnlich nebeneinander, Funk-Schnipsel und modernste Gitarren-Sprenkel tun dem altnordischen Szenario aus Trance und Traum keinerlei Gewalt an. Und zu instrumentalen Höhepunkten kommt es immer dann, wenn Gitarrist Alnaes - bisweilen in der Manier Terje Rypdals - seine Mitstreiter zum Malen schaurig-schöner Klanglandschaften inspiriert. Premiere hatte das Werk beim letztjährigen norwegischen "Vossajazz"-Festival. Muß es noch gesagt werden, daß die nachträgliche, von Andersen selbst produzierte Digital-Einspielung in Jan Erik Kongshaugs Osloer Rainbow Studio rundum perfekt ausfiel?
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