Wann immer auch Paul McCartney persönlich oder beruflich harte Zeiten durchmachte, hat er sich -- im übertragenen Sinne und auch in Wirklichkeit -- klugerweise zurückgezogen auf seine musikalischen Grundlagen. In der Schlußphase der Beatles war dies z.B. "Get Back", dieses fehlgeschlagene "Zurück zu den Wurzeln"-Projekt, bekannt geworden als Let It Be. Als seine Solokarriere Ende der 80er Jahre stagnierte, brachte er CHOBA B CCCP (auch bekannt als "Russisches Album") mit Titeln aus den 50ern heraus. Nach dem Tode von Linda wendet sich McCartney nun abermals einem Dutzend buntgemischter Hits, B-Seiten und Raritäten aus den 50er Jahren zu. Dazu komponierte er noch drei neue Nummern, die sich überraschend gut einfügen. Mit einer Formation aus leicht angejahrten britischen Rockgrößen (darunter Pink Floyds Dave Gilmour und Mick Green von Johnny Kidd & the Pirates an den Gitarren, dazu Ian Paice von Deep Purple am Schlagzeug), verbreitet jede Nummer seine ungezügelte Musikleidenschaft. McCartney bringt Bekanntes, wie Gene Vincents "Blue Jean Bop" und "All Shook Up" von Elvis, weniger Vertrautes ("No Other Baby", ein britischer Skiffle-Hit der Vipers, oder Carl Perkins' "Movie Magg") gleichermaßen begeistert, manchmal gar zu hingebungsvoll, wie die feine Cajun-artige Neufassung von Chuck Berrys "Brown Eyed Handsome Man" bezeugt. Pauls Eigenkompositionen "Try Not to Cry" und "What It Is" (sowie die Wahl von Ricky Nelsons "Lonesome Town"), scheinen sich unverhohlener mit seinem Verlustschmerz zu beschäftigen, dennoch kommen sie so flott und selbstsicher daher, als wollten sie seine Trauer Lügen strafen. Vielleicht kann man Run Devil Run sowohl als sehr persönliche Teufelsaustreibung als auch als liebevolle musikalische Zusammenfassung ansehen -- mit einem McCartney, der durchweg in stimmlicher Höchstform ist. --Jerry McCulley |