Draußen ist's schon dunkel und natürlich regnet es, bloß kein Licht jetzt. Dann auf "Play" drücken. Ein Glas Whisky, bitte schön. Regen, Dunkelheit und Alkohol gehören zu einem echten Portishead-Erlebnis wie der Donner zum Blitz, weil es sich mit schwerem Gemüt und schwerem Kopf leichter versinken läßt in dem Bristol-Sound von Beth Gibbons und Geoff Barrow. Nie war mir die Band in meinem Wohnzimmer näher, denn dieses Album wurde live eingespielt, größtenteils bei einem Auftritt in New York City. Als Begleitcombo haben sich Portishead dort eine 30köpfige Streichergruppe und fünf Bläser geleistet, die Aufnahme klingt zum losheulen schön: TripHop trifft Viola und Cello -- funktioniert im Studio schon seit Jahren, funktioniert live, wahrhaftig, aber noch viel besser. Man stellt fest, daß der Schritt von einer klassischen Symphonie hin zu einem klassischen TripHop-Stück ein so gewaltiger gar nicht ist. Beth Gibbons ließ sich von der Intimität des Moments in der Roseland Arena hörbar berühren, ihre Stimme klingt noch ein Stückchen intimer als sonst: "Sour Times" fühlt sie vielmehr, als daß sie es singt, gleiches geschieht (unter vielen anderen) bei "Roads" und "Half Day Closing". Ein irres Ding von einem Album, ein Trip durch die Seele einer Band. Noch einen Whisky bitte. Und bloß kein Licht. --Michael Ebert |