Im Jahre 1984, 14 Jahre nach dem Mega-Seller "In Rock" erwecken Ian Gillian, Ritchie Blackmore, Roger Glover, Ian Paice und John Lord Deep Purple wieder zum Leben. In dieser legendären Besetzung nehmen sie in New York ein Album auf, das beweist, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören: Perfect Strangers. Instrumental vielversprechend beginnt das Album mit einer kleinen "Einzugshymne". Aber bereits nach 45 Sekunden haut Ritchie Blackmore, der parallel mit Rainbow Erfolge feierte, kräftig in die Saiten. "Knocking At Your Back Door" präsentiert sich im typischen Purple-Stil. Gitarren-Auftakt, gewohnt gestaltete Strophen und ein von Gitarren getragener Chorus. Spätestens nach den ersten Minuten ist bereits klar, dass die Schaffenspause der Band der Qualität der Musik nicht geschadet hat. Nach dem exakt 7 Minuten langem Auftakt, der mit einem sehr guten Solo endet, geht es mit "Under The Gun" weiter. Stilsicher wie eh und je rocken sich die 5 durch den Track, sowie auch durch den dritten ("Nobody's Home"). Mit dem 4. Song beginnt im übertragenen Sinne auch für Band ein "Mean Streak". Es folgen nämlich die besten Songs des Albums. "Mean Streak" selbst strotzt nur vor Spielfreude. Man merkt spätestens hier, dass die Band nicht vom Label zu einem Reunion-Album gezwungen wurden, sondern, dass hier 5 geniale Musiker einfach ihre Musik wieder auferstehen lassen wollten. Und das ist ihnen absolut gelungen. Der Titelsong hielt sich auch in den Single Billboards wochenlang und das verwundert nur wenig. "Perfect Strangers" wurde, was natürlich für die Qualität spricht, bereits von den meisten Rockgrößen (z.B. Dream Theater, Iron Maiden, usw.) irgendwann mal auf einem Konzert gecovert. Der Song ist wirklich "perfect" und fremd kommt er einem nach wenigen Sekunden bereits nicht mehr vor. In "A Gypsy's Kiss" lässt's die Band dann richtig krachen, allen voran Blackmore, der hier das vielleicht beste Solo eines Deep Purple-Studioalbums überhaupt abliefert. "Wasted Sunsets", der einzige "ruhigere" Song ist genau das, was man sich unter einer Rockballade im Stile der 70er vorstellt. "Hungry Daze" wird von einem überzeugenden einfachen Motiv getragen, das sich durch den ganzen Song zieht. "Not Responsible" schließt das 9 Songs fassende Album ab, reicht aber vielleicht nicht ganz an die Qualität der 5 vorangegangen Tracks heran. Das wäre aber auch fast schon unheimlich. Das europäische Release des Albums enthält als Bonustrack noch das 10-minütige brillante Gitarrenstück "Son of Aleric", in dem Blackmore die Gitarre in herrlichster Weise singen lässt. Insgesamt merkt man dem Album nicht an, dass es erst 1984 nach einer Pause entstanden ist. Es hätte genauso gut 10 Jahre vorher entstanden sein können. Gillians Stimme ist kraftvoll wie eh und je und der ganze Band merkt man nicht im geringsten eine "Altersschwäche" oder Müdigkeit an. Mitten in "Mean Streak" singt Ian Gillian plötzlich "We all came out to Montreaux... but that's another song" - aber das ist bezeichnet. "Perfect Strangers" darf ruhig in einem Atemzug mit "Burn" oder "In Rock" genannt werden, es ist eh selten genug, dass ein „Rock-Imperium" derart heftig zurückschlägt. |