Zu Sam Peckinpahs archaischem Abgesang auf den Wilden Westen lieferte Dylan (der im Film als Messerwerfer Alias zu sehen ist) den illustrierenden Teil dieser desillusionierenden Geschichte über zwei Männer, die einst Freunde waren und zu Todfeinden werden und die beide die Gewissheit haben, dass ihre Zeit inmitten eines Epochenumbruchs unwiderruflich abgelaufen ist. Auf wohl keinem anderen Werk aus Dylans Oeuvre kann man wohl das sentimentale Gedenken an den Verlust ursprünglicher Reinheit des "Native America", den man mit dem Untergang einer solchen Epoche verbindet, klanglich so eindrucksvoll nachempfinden wie auf diesem Soundtrack, der im Grunde nichts anderes ist, als ein auf drei Akkorde reduziertes Stück Arte Povera, das aus einem Grundmotiv besteht, aus dem sich durch Variation im Wesentlichen zwei große Themen herauskristallisieren, die jeweils die beiden Antagonisten des Films nachzeichnen. Zum einen Billy, als Hymne auf die entronnene Freiheit und das kurze Epitaph Knockin On Heavens Door, als Hymne eines Gottsuchenden und als elegische Totenklage auf das Ende einer Ära. Trotz seiner Banalität ist das ein in seiner Schlüssigkeit genialer Soundtrack: So wie die beiden Hauptfiguren einst gemeinsame Wege gingen und auseinanderdriften, filtert auch Dylan akustisch die beiden Charaktere in zwei Themen aus dem anfänglichen harmonischen Grundmotiv heraus, das er mantraartig und ostinat wiederholt, um dann allmählich in behutsamen Variationen beeindruckende Schattierungen und Klangfacetten zu induzieren, die beide Hauptfiguren beschreiben und Stück für Stück voneinander abgrenzen (hierzu passt, dass Dylan einst von Leonard Cohen als Picasso Of Song bezeichnet wurde). Einen kurzen Abstecher von dieser Stringenz, macht Dylan bei der im dunkleren Moll erklingenden Bluegrass-Hymne Turkey Chase, die durch eine feinfühlig gewählte Instrumentierung besticht. Dabei wird das sensibel intonierte Fidelspiel von Gitarren und Tamburin flankiert und umkreist. Überwunden wird der aufgebaute Antagonismus schließlich im Final Theme.
Das eigentlich Erstaunliche an diesem Soundtrack ist, dass er trotz seiner Schlichtheit besonders stark die Bilder des Films zu evozieren vermag. Und das ist es ja, was einen guten Soundtrack ausmacht. Möglicherweise wäre das Werk als reguläres Album längst in Vergessenheit geraten, denn die Rezeption fiel bei Erscheinen eher gemischt aus, aber als Soundtrack ist es ein Klassiker. Man stelle sich nur die Szene vor, als der vom Outlaw zum Gesetzeshüter mutierte Pat Garrett (James Coburn) auf der Jagd nach Billy The Kid (Kris Kristofferson) mit Ex-Sheriff Baker und dessen Frau zur Farm von seinem einstigen Kumpel Black Harris reitet und es kommt zur Schiesserei, bei der Baker getroffen wird und Richtung Wasser taumelt. Harris wird von Garrett angeschossen. Beide sterben nahezu gleichzeitig, während Garrett und Bakers Frau von den Sterbenden resignierend und wortlos sentimental in die Leere (ins Jenseits) blicken. In diesem Moment ertönt Knockin On Heavens Door als melancholische und kontemplative Elegie an den Verlust. Musik und Bilder erschaffen in ihrer Kombination einen dieser genialen Kinomomente. Möglicherweise ist es eben diese Einfachheit der Musik, die im perfekten Einklang zu dieser Tragödie, bei der die Grenzen zwischen Gut und Böse ins Unkenntliche verschwimmen, eine feinjustierte Distanz aufbaut. Insofern bewahrheiten sich Leonard Rosenmans Worte, der einmal sagte, dass Filmmusik nicht allzu lang und komplex sein muss, sondern wenige aber dafür markante Motive ausreichen, um die Bilder zu evozieren. |