1985 inspirierte New York den Briten Joe Jackson zu seinem bis dato erfolgreichsten Album Night And Day. Fünfzehn Jahre später liefert er nun mit Night And Day II eine Fortsetzung seiner New-York-Geschichten, in denen er die unterschiedlichsten Charaktere porträtiert -- auf der konzertanten Ballade "Dear Mum" eine jugendliche Ausreißerin, eine Latino-Frau, die den Brand im Nachtclub "Happyland" überlebt, einen käuflichen Transvestiten, den die Drag-Queen Dale DeVere im Easy Listening-Disco-Melodram "Glamour And Pain" besingt. Eine Einwanderin, der die Iranerin Sussan Deyhim ihre hinreißende Stimme verleiht, stellt auf "Why" Fragen wie "why Empire State Building green?" Für die Cello-Ballade "Love Got Lost" über alternde Diven konnte er Marianne Faithfull gewinnen, die in bewährter Brecht/Weill-Manier Gänsehaut verbreitet. Musikalisch flirtet Jackson abermals mit sinfonischen Arrangements, Jazz, Pop, Soul, aber auch Disco und Dance. Auf "Hell Of A Town" stellt er zu sparsamen Perkussions verblüffenderweise sämtliche Akteure stimmlich dar, und "Stranger Than You" ist seit langem wieder ein typisches Popsong mit Hitqualitäten. Insgesamt ist das Album bis auf das paranoide, hektische "Just Because" mit Techno-Beats zu Streichern, verhalten, wohltemperiert, impressionistisch und lebt von Jacksons signifikanten Pianomustern und ausdrucksstarker Stimme. --Ingeborg Schober |