Nach 20 Jahren deutlicher Rockmusik hat Altmeister Bob Mould mit Modulate, sein insgesamt fünftes Soloalbum, extensiv mit elektronischen Mitteln realisiert. Nicht, dass er die Gitarre nun ganz und gar verbannt hat, aber Songs wie das archetypische "Slay/Sway" befinden sich klar in der Minderheit. Mould geht weit, traut sich einiges und schichtet seine Musik mit den neuen Tönen und Klangschattierungen gehörig auf Popsong um. Mould ist ein Rocker, der mit Klängen experimentiert; dass die gelegentlich jemand altmodisch oder rhythmisch unbeholfen finden könnte, dürfte ihn kaum interessieren. Es geht ihm um die Lieder, die in ihren klaren Strukturen, der handfesten Dynamik und eher abgedunkelter Atmsophäre so typisch sind wie sein kehliger, aufrechter Halbbariton seit seinen Tagen bei der Postpunk-Legende Hüsker Dü. Unmittelbar einen deutlichen Schritt heraus aus seiner jüngeren Vergangenheit zu tun, ist im übrigen nichts außergewöhnliches für Mould. Gleich sein erstes Album nach Hüsker Dü, Workbook (1988), war klanglich wie textlich ein eher introspektives, persönliches Werk, während Copper Blue (1992), Moulds kommerziell gröter Erfolg und die erste von zwei Platten mit dem songverpflichteten Powertrio Sugar, schon wieder beherzt hinlangte. Auch ein Album komplett im Alleingang einzuspielen wie dieses, ist seit seinem dritten, schlicht Bob Mould (1996) betitelt, nichts ´Neues für ihn. Modulate ist ein merkwürdig ambivalentes, deshalb aber auch interessantes Werk; aber es ist eines von Bob Mould, so viel ist sicher. --Rolf Jäger |