Die meisten Alben mit der ursprünglichen Marillion-Besetzung sind äußerst schwer verdaulich, gleichwohl aber so etwas wie "Gebetbücher" für die echten Fans. Mit Misplaced Childhood gelingt der Band der Brückenschlag zu einem breiteren Publikum. Befindet sich doch mit "Kayleigh" ein echter Klassiker auf dem Album, der bis heute auf kaum einer Compilation über die Achtziger fehlt. Es ist aber eine Schande, den Hit aus dem Zusammenhalt des Albums herauszuschneiden. Erst in voller Länge dem Hörer zugeführt, eröffnet das nicht ohne Grund mit fließenden Übergängen aufgenommene Werk seine vielschichtigen Qualitäten. So wird die eben noch gehörte Melodie ein oder zwei Stücke später in anderem Zusammenhang zitiert und Marillion besitzt eine Dynamik, die vom brummigen Keyboard-Teppich bis zum perfekt gespielten Heavy-Arrangement dem großen musikalischen Können der Band ein weites (Spiel-)Feld bietet. Um der inhaltlichen Aussage von Misplaced Childhood beizukommen, reicht ein simples Wörterbuch sicher nicht aus. Typisch für Marillion führt uns Sänger Fish durch Metaphern und Bilder, die man letztlich gar nicht vollständig verstehen muß und kann. Die Wirkung des Werkes bleibt so oder so nicht aus, denn Misplaced Childhood ist eine geglückte Verbindung von hohem inhaltlichem Anspruch und musikalischen Höhenflügen. --Wolfram Lumpe |