Wenn Beck Folk, Hip Hop, Country, Blues und Lo-fi-Rock zu einer einzigartigen Klanggattung zusammenfügt, bedankt er sich auf äußerst unterhaltsame Weise bei denen, die ihn so beeinflußt haben. Tatsächlich ist dieser Alternative-Rock-Vagabund für einige Musikwerke der 90er Jahre verantwortlich, auf die man am allerwenigsten verzichten möchte. In seinen nicht so kreativen Phasen mißlingen jedoch Becks Versuche, seinen Vorbildern nachzueifern und schaffen nur eine Güteklasse B der ursprünglichen Versionen. Midnite Vultures hält die Waage zwischen dem großartigen Beck und dem nicht so großartigen Beck. Ungefähr die Hälfte des Albums schwelgt in diesem Retro-Brei, man könnte es, wenn man so will, "Becksploration" nennen. In diesem Bereich erreichen seine ziemlich direkten und plumpen Verkörperungen nicht das Niveau der Originale. Bei Dauerbrennern wie seinen Soul-Tracks "Peaches and Cream" und "Debra" oder der Widmung "Hlwd. Freaks" fehlen ihm die Stimmkraft, der Mumm und der Werdegang, um als legitimer vollwertiger Soul-Typ oder als Rapper der alten Schule anerkannt zu werden. Bei der anderen Hälfte, in der wir Beck in seinem Element finden, ist er belebend und erfrischend. Seine unerschütterliche Meisterschaft in der Studioarbeit wird besonders deutlich bei Meisterwerken wie dem von den Bläsersätzen dominierten "Sexx Laws", dem überschäumenden, vom Slap-Baß angetriebenen "Nicotine and Gravy" und bei dem bombastischen Wah-Wah-Effekt von "Mixed Bizness". Das Album beweist, daß Beck nicht an die spontanen Talente von Marvin Gaye, George Clinton oder Prince herankommt, wenn er konsequent Funk spielen will, aber solange er so erfindungsreich unterschiedliche Musikkategorien verbinden kann, bleibt er auf seine Art immer noch faszinierend. --Beth Massa |