ID 112
Künstler Bowie, David
Jahr 1983
Medium Compact Disc
Format
Herausgeber EMI
Autor
Gattung
Titel
Titel / Künstler Länge
01 Modern Love
02 China Girl
03 Let´s Dance
04 Without You
05 Ricochet
06 Criminal World
07 Cat People
08 Shake It
09 Under Pressure
Privat
Bewertung 4 stars
Kommentare

Das Pop Album

Wohlweislich erkannte David Bowie 1982 die Zeichen der Zeit und war sich seiner Rolle als Trendsetter sehr bewusst, als er dann ein Jahr später das Pop Album ,Let's Dance' veröffentlichte. Die 80er gingen als Jahrzehnt der Popmusik - mit all ihren Schattenseiten - in die Analen der Musikgeschichte ein.

Nach einer beeindruckenden Serie von elektroniklastigen Werken (,Low', ,Heroes' und ,Lodger') und dem kreativen Höhepunkt seiner Karriere mit dem Rock-crossover Album ,Scary Monsters' war es Zeit zu neuen Ufern aufzubrechen. Während ganz England noch die Musik machte, für die er bereits Jahre zuvor den Boden aufbereitet hatte (wave und synthie pop), entwarf Bowie seine Vision eines modernen genre-verschmelzenden Pop sounds. Die Wahl von Nile Rodgers als Produzent war nicht unbedingt die glücklichste, damals aber die naheliegendste, galt Rodgers - vom Disco kommend - doch damals als jener Produzent der keine Berührungsängste zu anderen Stilen kannte. Auf ,Let's Dance' verschmolzen R&B, Funk, Rock und Beat zu modernem, tanzbaren - leider allzu glattem - Pop. Wegweisend war das allemal, warum dieses Album dennoch nicht zu Bowie's Glanzleistungen zählt - trotz des immensen kommerziellen Erfolgs - liegt schlicht und ergreifend daran, dass es zuviel Füllmaterial (50%) enthält. Die singles (Let's Dance, China Girl und allen voran ,Modern Love') sind großartig, und Bowie's Neudeutung des Metro songs ,Criminal World' ist funky-pop wie man ihn besser nicht machen kann, der Rest aber ist dafür umso schwächer. ,Without You', ,Ricochet' und ,Shake It' sind einfach schwach komponierte songs und das - an sich sehr gute - ,Cat People' wird in Rodgers Händen völlig der düsteren und bedrohlichen Aura beraubt, die Moroder's Original Version auszeichnete.

Dass Rodgers hier fast alle Kanten glattbügelte, mag auch an Bowie's Mega Deal mit EMI America über 3 Alben gelegen haben, der ihm letztendlich künstlerisch dann auch fast das Genick brach und mit ,Never Let Me Down' zum seinem absoluten Karrieretief führte.
Schade, dass ausgerechnet der für durchgängig gute Alben bekannte Bowie mitverantwortlich für den Trend war, Alben rund um ein zwei Hits mit Füllmaterial anzureichern. Bei Let's Dance geht sich das noch irgendwie aus, und mit den 3 singles bewies Bowie, dass auch Kommerz gut sein kann (so gut, dass sich Falco für den song ,Junge Römer' mehr als nur eine Scheibe von ,Let's Dance' abschnitt). Es wäre allerdings interessant zu hören, was wohl Trevor Horn seinerzeit aus diesem Album gemacht hätte; der war aber damals zu sehr damit beschäftigt eine 80er Jahre supergroup namens ,Frankie Goes To Hollywood' aufzubauen.