Als Infidels im Oktober 1983 auf den Markt kam, wurde es von der Dylan-Fangemeinde mit Jubel begrüßt. Der Grund hiefür lag vor allem darin, dass Dylan hier ein Stück weit vom religiösen Fundamentalismus seiner 3 vorherigen Werke (Slow Train Coming, Saved, Shot of Love) abgerückt war, die zwar zum großen Teil musikalisch stark waren, textlich aber viele alte Dylan-Fans arg verprellt hatten. Heute, viele Jahre später, weiss man, dass dieses Album ein Meisterwerk hätte werden können, wenn Dylan wirklich das Beste, was er im damals Studio aufgenommen hat, auch verwendet hätte. Einige dieser Stücke sind später mit den Bootleg Series, Vol. I, veröffentlicht worden, und noch heute wird sich so mancher Dylan-Fan fragen, was den Meister davon abgehalten hat, dieses Material auf Infidels einzusetzen. Dies gilt vor allem für "Blind Willie McTell", das sicher zu Dylans ganz großen "Masterpieces" gehört, und von dem Dylan selber gesagt haben soll, es hätte halt irgendwie nicht aufs Album gepasst. So bleibt bei dem, was drauf ist, doch ein etwas unausgewogener Gesamteindruck zurück. Neben zeitlosen Songs wie Jokerman, I And I oder Don't Fall Apart On Me Tonight finden sich banale Stücke wie Neighborhood Bully und Union Sundown, bei denen Dylan auch sprachlich und textlich seine Klasse vermissen lässt. Trotzdem ist Infidels, auch aufgrund der hervorragenden Begleitmusiker (u.a. Mark Knopfler, Mick Taylor, Sly Dunbar und Robbie Shakespeare), insgesamt ein gutes Werk, das seine 4 Sterne, verglichen mit dem Schrott, den man sonst so hört, locker verdient hat. |