Kaum ein Moment auf Frances The Mute lässt darauf schließen, dass Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavalas Teil des famosen Quintetts At The Drive-In waren. Aus denen entstanden bekanntlich Mars Volta und Sparta. Vielleicht war es ja wie im Jim-Jarmusch-Film Down By Law. Da stehen die beiden großen Egos John Lurie und Tom Waits nach einer erfolgreichen Flucht an einer Gabelung, blicken sich noch einmal in die Augen, verweigern mit einer Finte den Handschlag und gehen in entgegen gesetzte Richtung fort. Man hatte sich nichts mehr zu sagen. Mars Volta haben allerdings mehr als Sparta, die sich noch finden müssen, zu sagen. Sie haben sogar den tragischen Verlust ihres "Effect Specialist" Jeremy Ward (Cousin von Sparta-Mitglied Jim Ward) verkraftet. Das bis an den Speicherrand vollgepackte Album Frances The Mute ist ein extrem dichtes, intensives und vielschichtiges Werk, das noch unter dem Einfluss des Todes von Ward steht und Isolation und Sucht thematisiert. Eingeteilt ist es in fünf Tracks mit Subtitel, die fernab jeglichen Zeitgeistes operieren. Mars Volta gehen unter Mithilfe etlicher Gastmusiker (unter anderem Flea und Frusciante von den Chili Peppers) ähnlich verschwenderisch mit Ideen um wie einst Led Zeppelin. Innerhalb der Songs verschieben sich permanent die Stile, Tempo, Stimmungen und Arrangements (Bombast / Reduktion), finden Überlagerungen und Vermischungen statt. Das Spektrum reicht von Gniedel-Rock, über Industrial-Fragmente, Alltagsgeräusche, Mariachi-Klänge, Latin und Progressiv-Rock, aber das sind nur einige Pfeiler dieses Rock-Monstrums. Da helfen auch keine weiteren Kategorisierungen oder Beschreibungen, da hilft nur das mehrfache und hingebungsvolle Hören.--Sven Niechziol |