ID 243
Künstler Dylan, Bob
Jahr 1989
Medium Compact Disc
Format
Herausgeber Columbia
Autor
Gattung
Titel
Titel / Künstler Länge
01 Slow Train
02 I Want You
03 Gotta Serve Somebody
04 Queen Jane Approximately
05 Joey
06 All Along the Watchtower
07 Knockin' on Heaven's Door
Privat
Bewertung 3 stars
Kommentare

Bob Dylan und The Grateful Dead: Warum eigentlich nicht? Das war mein erster Gedanke. Nach diesem Livealbum lautete meine Frage: warum eigentlich?

Dass Dylan seine Lieder zersingt, ist man von ihm gewohnt, und es kann seinen Reiz haben. Muss es aber nicht, wie spätestens Knocking on Heaven's Door verdeutlicht, das stellvertretend für das Dilemma dieses Albums steht: Dylan singt total unmotiviert und lustlos, und das, was die Dead hinter ihm zusammenzimmern, hätte den Proberaum nicht verlassen dürfen. Diesem Album fehlt alles, was ein Stadion ROCKEN könnte. Oder eine Halle. Oder auch nur einen Club. Beide beteiligten Seiten zocken etwas autistisch vor sich rum und scheinen sich in ihrer Lethargie eher noch gegenseitig zu bestärken. Wie Dylan in "Chronicle Vol. 1" eingehend beschreibt, hatte er 1987 eine existentielle musikalische Identitätskrise; das vorliegende Livealbum illustriert dies eindrucksvoll.

Aufgenommen bei vier Konzerten im Juli '87, fehlt den sieben Songs jeder Biss. Lediglich die Eröffnung, Slow Train, kommt einigermaßen kompakt daher, danach wird es weniger statt mehr, wobei es auch nicht gerade hilft, dass die Band einige Songs live ausplätschern läßt. Queen Jane approximately ist eh eine der langweiligeren Dylan-Nummern, und Joey hat bei genauerer Betrachtung nicht den allerintelligentesten Text in Dylans Oeuvre; dass über fast 9 Minuten nur die Akkorde geschrubbt werden, ringt dem Song auch keine neuen Aspekte ab. Bei All along the Watchtower geben sie sich zumindest Mühe.

Vier Songs, darunter zwei von "Slow Train coming", gibt es hier zum ersten mal in offiziellen Liveversionen, Dylan hat den Refrain von Slow Train etwas abgeändert, Gotta serve somebody hat ein paar neue Zeilen erhalten, Joey einen kleinen geänderten Akkordwechsel, das Übliche halt. Nach nur 44 Minuten allerdings bleiben ein paar Fragen offen, von denen ich die meisten nicht beantworten kann:

Warum habe ich mir das Album nochmal angehört? (Für diese Rezension.) Warum habe ich es mir überhaupt nochmal in der remasterten Ausgabe gekauft? (Aus alter Freundschaft!)

Warum haben die überhaupt zusammen Musik gemacht? Warum sind sie damit aufgetreten? Warum hat man dieses Album Anfang '89 veröffentlicht, nachdem man anderthalb Jahre Zeit hatte, die Aufnahmen auf ihre Qualität hin wirken zu lassen? Hätte es nicht Dylan-Alben gegeben, die dringender remastert veröffentlicht gehört hätten? (Logo!) Warum hat man nicht Aufnahmen von der Dylan-Tournee '86/'87 mit Tom Petty & The Heartbreakers rausgebracht - was da auf Bootlegs zu hören und im Video "Hard to handle" zu sehen ist, hat genau die hier vermissten Qualitäten!

Tja, ich weiß auch nicht. "Dylan & The Dead" bleibt sein schlechtestes Livealbum. Unglaublich dagegen, was er dann zwischen 1988 und 1990 mit den Traveling Wilburys und mit "Oh Mercy" für Hammeralben vorlegte!