Die im Herbst 2002 veröffentlichte Single "Guten Tag" des Berliner Quartetts Wir sind Helden mauserte sich zu einem Sommer-Hit des Folgejahres. Der folgende Longplayer Die Reklamation steht dem in nichts nach: ansteckender Gutelaune-Pop deutschesten Strickmusters. Frontfrau Judith Holofernes tingelte mit ihren gesellschaftskritisch-humorigen bis balladesken Songs einige Jahre durch die Berliner Clubs, meist nur von ihrer Gitarre begleitet, bis sie 2001 auf einem Workshop in Hamburg ihre heutigen Mitstreiter kennen lernte und man beschloss, in Berlin gemeinsame Sache zu machen. "Wir können alles, was zu eng ist, mit dem Schlagbohrer weiten", heißt es in der zweiten Single-Auskopplung "Müssen nur wollen". Das haben die vier gar nicht nötig. Der relativ keyboardlastige Hoppel-Pop und die intelligenten, ehrlichen Texte erinnern an Ideal, das kann so schlecht nicht sein. Die Texte sind es hauptsächlich, die Wir sind Helden ausmachen. Zwischen tieftraurigem Seelen-Striptease, rotziger Punk-Attitüde und ironischer Sozialkritik -- Judith Holofernes versteht nicht nur ihre Sprache, sie kann diese auch stimmlich umsetzen. Ein Debüt voller Klasse, Vielseitigkeit und Unterhaltungswert. --Felix von Vietsch |
