ID 989
Künstler Simple Minds
Jahr 2002
Medium Compact Disc
Format
Herausgeber Eagle
Autor
Gattung
Titel
Titel Länge
01 Cry
02 Spaceface
03 New Sunshine Morning
04 One Step Closer
05 Face In The Sun
06 Disconnected
07 Lazy Lately
08 Sugar
09 Sleeping Girl
10 Cry Again
11 Slave Nation
12 Floating World, The
13 Cry (CD-Video)
Privat
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War die LP Néapolis eine Rückkehr zum europäischen Art-Rock mit Reminiszenzen an die 70er-Jahre, bestehend aus Glam, Krautrock und Led Zeppelin-Gitarren zu Elektronik, ist Cry, das erste, neue Studioalbum der Simple Minds nach vier Jahren, ein gelungenes Bindeglied zwischen dem Sound der ersten Band-Alben und den später erfolgreichen, emotionalen Bombast-Melodramen -- nicht mehr so reduziert und dennoch verhalten bis ruhig. Eher wie eine Brise an einem Sommerabend, an dem man sich nicht wirklich zur Action entschließen kann und lieber abhängt. Die signifikanten Zutaten sind alle vorhanden: Jim Kerrs kehliger Gesang, hier öfters im Mollbereich angesiedelt, die räumlichen Gitarrenarrangements von Charlie Burchill, die hochfliegenden Refrain-Chöre, die assoziativen Texte. Doch die früher mächtigen Beats sind auf leichte, lässig schlendernde Dance-Beine gestellt.

Dem Team gehören Kerr und Burchill, etliche Songwriter, Elekroniker, Produzenten, Synthi-Popper und Ex-Erasure Vince Clarke mit seinem Dance-Instrumental "The Floating World " an. Titelsong und Single "Cry" ist ein typischer, im guten Sinne altmodischer Refrain-Song mit einem sanften Wellenbad der Gitarren, während die Auftaktstrophe zum Eurobeat-Melodram "One Step Closer" verdächtig nach Talking Heads klingt, ehe es zwischen erotischen Höhen und Tiefen pendelt. Die wunderschöne, akustische Gitarre auf der von Bowie inspirierten 60er-Jahre-Ballade "Face In The Sun" spielt Kerrs Sohn Mark, auf "Lazy Lately" bahnen sich die guten alten Kinks ihren Weg. Stilistisch aus der Reihe tanzen die wohl interessantesten Album-Tracks "Disconnected", ein schlanker Elektronik-Song mit gutem Wortspiel, und "Slave Nation", ein spirituelles Reinigungsritual mit Gospel, Soul und Rhythm'n'Blues zu Synthibeats. Auf "Sleeping Girl" ist wieder einmal der unverbesserliche Romantiker Jim Kerr zu Gange. Zum Weinen schön. --Ingeborg Schober