Was lässt sich schon gegen die Liebe und Gott einwenden? Und schöne, entspannte Gitarrensongs? Ex-Beatle George Harrison konnte sein letztes Werk Brainwashed vor seinem Tod im November 2001 nicht mehr beenden, das haben danach sein bester Freund Jeff Lynne (Ex-ELO und Bandkollege bei den Traveling Wilburys) und sein Sohn Dhani Harrison getan. Eine Handvoll Gastmusiker -- wie Schlagzeuger Jim Keltner und Keyboarder Jon Lord -- haben sich den Entwürfen zu Harrisons zwölf Stücken, darunter Instrumentalnummer "Marwa Blues", angenommen. Diese basiert auf einem indischen Raga-Motiv. Und da sind wir schon beim Thema: Den wahren Sinn des Lebens zu ergründen, war Harrisons Lebensinhalt nach den wilden Beatles-Jahren, einen meditativen Kral zu finden, den spirituellen Weg zu "My Sweet Lord." Doch mit welchem Wortwitz und britischem Humor er das Thema Gott und Religion in fröhliche Folksongs -- wie etwa "Any Road" oder den lässigen Blues "P2 Vatican Blues" -- einbringt, könnte man als abgeklärte Altersweisheit bezeichnen. Die Irrungen und Wirrungen des Lebens, die einem den Blick vernebeln wie "Stuck Inside A Cloud" und die Erkenntnis, dass es nichts bringt davonzulaufen, mündet auf "Run So Far" in wunderschön gesetzte Gesangsharmonien zu E- und A-Gitarren und einem Akustikbass. Unter den Liebsliedern ist der Folk-Blues "Rocking Chair In Hawaii" bestimmt das zeitlos Schönste, richtig lustig geht es auf der Cover-Version "Between The Devil And & The Deep Blue Sea" zur aufgekratzten Bluegrass-Begleitung der Jools Holland Band zu. Das Titelstück "Brainwashed" ist Harrisons Credo. Aus der vehementen "bullshit Avenue" führt zu Tablaklängen das indische Mantra dahin, wo wir alle gehen werden. Der Weg ist unbekannt, nicht aber das Ziel. Musikalisch gibt es George Harrison als Plattenauftakt leise und bescheiden vor: "Gib mir mehr von dieser Gitarre." -- Ingeborg Schober |