Als BOYS FOR PELE auf dem Markt kam, spaltete es sofort die Geister. Vorbei war es mit unschuldig-sexy Gesaeusel der Kindsfrau hinter dem Boersendorfer, das ein Grossteil ihrer Fans bisher so geliebt hatte. Da wurde oftmals wild in das klirrende Cembalo gehauen, da gab es Synthesizer (besonders auf der ersten Single CAUGHT A LIGHT SNEEZE), aber gleichzeitig auch Gospelchor und Blechblaeserensemble. Und dann noch dieser Titel: BOYS FOR PELE, maennerfeindlicher konnte sich Tori Amos nicht praesentieren. Von dem schweinesaeugenden und schlangenverseuchten Booklet mit brennenden Pianos gamz zu schweigen. Dabei war alles ziemlich einfach zu verstehen: Die gute Tori durchlebte eine ziemliche Krise, die sie musikalisch zum aeussersten greifen liess. Raus wollte sie aus ihrem Puppenhaus, das ihre Fans um sie aufgebaut hatten und auf zu neuen Ufern mit allen moeglichen und unmoeglichen Mitteln. Und nicht selten ist es genau das, was den Unterschied zwischen Begabung und Genialitaet ausmacht. Nie vorher und nie nachher war Tori Amos so gut, so gnadenlos und erbarmungslos nicht nur mit den BOYS for Pele sondern auch mit sich und ihren Songs. Letztendlich sind es wenige Songs wie Doughnut Hole oder Putting the Damage on, die schon beim ersten Mal beruehren, die meisten entwickeln sich erst beim mehrmaligen Hoeren zu Juwelen. Auf der ganzen CD ist nicht ein Song, der nicht fuenf Sterne verdient haette. Ich gebe zu, die Texte kann man nur schwerlich verstehen. Konnte man das bei Tori eigentlich jemals?? Aber auf diesem Album spricht die Musik Baende an Emotionen, die die bildhaften Texte nur quasi ergaenzen. Fuer mich teilt sich das Album in vier Teile, die jeweils von einminutigen "Pre-", "Post-" und "Interludes" unterbrochen sind. Diese Zwischenspiele (Beauty Queen, Mr Zebra, Way Down, Agent Orange, Twinkle) sind zurecht immer wieder auf Konzerten gefordert worden, sie sind fantastisch. Ich kann die einzelnen Teile nur schwer zutreffend beschreiben, der erste Teil klingt fuer mich beispielsweise deutlich barocker und unnahbarer als der viel waermere, weichere Endteil, waehrend der dritte Teil durch seine rhythmischen Eigenwilligkeiten bei Little Amsterdam und Talula brilliert. Aber ich will hier gar nichts vorwegnehmen, ich denke, dass Album laesst Raum fuer ganz persoenliche Empfindungen und Interpretationen. |