Fusion-Blues, Funky-Riffs, eingängig, melodisch, klassisch. Billy Cobhams Culture Mix ist gar kein Culture Mix! Eher Handbremsen-Jazzrock, sauber, konkret, ansprechend und groovy. Nicht umwerfend und lange nicht so energetisch wie beispielsweise das Live-Spektakel Mississippi Knights von 1998, wo Meister Cobham in einem sagenhaften Trio mit Kai Eckhart (Bass) und Peter Wopl (Gitarre) triumphierte und seinen Königs-Platz unter den großen amerikanischen Jazzschlagzeugern zementierte. Cobham ist ein Kind der 70er: An der Entwicklung des Electric Jazz mit Musikern wie John McLaughlin, Miles Davis oder den Brecker Brothers war Cobham maßgeblich beteiligt; daneben zeichnen etliche eigene Projekte aus dieser Zeit seine beeindruckende Karriere. Zwischendurch hörte man (obwohl Cobham nie aufgehört hatte, zu spielen) lange nichts, bis Mitte der 90er-Jahre plötzlich eine Produktion nach der anderen veröffentlicht wurde -- eine Frage von Label-Politik und Plattenindustrie, wie Cobham achselzuckend zur Kenntnis nimmt. Der 58-jährige Powerdrummer, der mit wahren Schlagzeugburgen und ungeheurer Virtuosität einst neue technische Dimensionen erschloss, hat nichts von seinem Charakter eingebüßt. Zwar ist Culture Mix mit einem etwas glatten 70er-Feel kein Höhepunkt seines jüngeren Schaffens, dennoch sorgt Cobham für ausreichend Futter: wunderbare Gitarrensoli (Per Gade), souveräne Bassaktion (Stefan Rademacher) und hier und da beeindruckende Keyboardpassagen mit Gary Husband. Dazu Cobhams hinreißender Swing, sein unvergleichlicher Sound und doch immerhin gelegentliche Trommel-Ausbrüche -- brillante Kostproben seines überragenden solistischen Potenzials. --Katharina Lohmann |