Der Potsdamer Platz in Berlin ist zu Beginn der 90er Jahre ein ödes Niemandsland, ein trauriges Zeugnis der deutschen Teilung. Einzige Attraktion ist das Hansa Studio, wo sich vier Iren einfinden, die ihrem Gespür für historische Gesten eine Weltkarriere verdanken und die sich daher den Mauerfall unmöglich entgehen lassen können: U2 haben gerade ein Konzert vor 500 Millionen TV-Zuschauern gespielt, nach "Joshua Tree" und "Rattle And Hum" machen sie sogar den Stones Konkurrenz um den Titel der größten Band der Welt. Doch statt sich auf dem Erfolg auszuruhen, sucht die Band nach Veränderung, sie hat bemerkt, daß der Pathos ihrer hymnischen Songs nicht ewig währt. Zu U2 soll man künftig nicht nur weinen, sondern auch tanzen können. Ungewohnt funky sind die Gitarren von The Edge in "The Fly" und "Mysterious Ways". Die Grooves erinnern an den Manchester-Rave, Bonos Weltschmerz-Organ klingt aufreizend sexy und wird durch 1001 Effekt gejagt. Der Spirit einer Metropole im Umbruch hat für U2 den Aufbruch der eigenen Klischees gebracht - auch wenn "Who's Gonna Ride Your Wild Horses" elegant im alten Glanz des Pathos schwelgt... --Björn Döring |
